Der nächste Schritt in Richtung Persönlichen Budget war für mich ein Beratungsgespräch mit der Firma "CareNetz-Service". Ich hatte das zu Anfang meines Berichtes bereits erwähnt. Im Jahre 2007 war vom Gesetzgeber eine Erprobungsphase in bestimmten Bundesländern angedacht. Die Firma "CareNetz-Service" hatte die Aufgabe Probanten zu suchen und die Anfangsphase wissenschaftlich zu begleiten und auszuwerten. Nun wurde ich also von meinem WfbM-Chef Herrn Schmidt der Firma "CareNetz-Service" zugeleitet. Erste Treffen wurden abgehalten und mir wurde nahegelegt in eine eigene Wohnung zu ziehen (...wie bereits erwähnt). Nun steht mir ein weiterer Helfer zur Seite und wir haben konkrete Ziele für mein neues Wohnen/Arbeiten/Freizeit formuliert. Ein erneutes Treffen mit Herrn Busch und Frau Klein soll diesmal zusammen mit Herrn Jende stattfinden. Wobei wir über die neuen Ziele sprechen wollen und wie diese aus der Sicht von CareNetz-Service erreichbar wären. Herr Busch hat die Vorschläge von Herrn Jende offen aufgenommen und begrüßt, so war eine gemeinsame Basis für eine gute Zusammenarbeit schnell erreicht. Die verschiedenen Ziele wurden miteinander verbunden. Herr Busch hat präzise Vorschläge über die erforderliche Unterstützungsleistungen und deren zeitlichen Umfang erarbeitet. Dies umfasst vier Teilbereiche: 1. Planung Übergang in den eigenen Wohnraum - Informationen/Gesprächstermine/Bedarfsfeststellung der notwendigen Unterstützungsleistungen/Umzugsmanagment, 2. Teilhabe am Arbeitsleben - Einarbeitung Außenarbeitsplatz nach Praktikum, notwendige Assistenzdienste (Inkontinenzversorgung), 3. Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft (Aufbau adequater sozialer Kontakte) - Begleitung und Assistenz, notwendige Assistensdienste (Inkontinenzversorgung) und 4. Mobilitätshilfe - Transportdienst, Fahrten, wenn die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nicht möglich oder sinnvoll erscheint. Als Leistungserbringer schlägt Herr Busch Personen vor die nicht notwendiger weise über eine spezielle Ausbilung verfügen, sonder einfach die Persönliche Eignung aufweisen. Die Vergütung soll auf geringfügiger Basis von 3,50 € bis 5,00 € pro Std. erfolgen. Herr Busch sagt dazu selber:"...Herr Gavanski soll mit Mitteln ausgestattet werden die es Ihm ermöglichen z. B. einen Studenten zu bitten Ihn ins Kino zu begleiten und Ihn dafür 5,00 € zu zahlen". Des weiteren soll eine Mobilitätspauschale gezahlt werden aus der ich Taxi und Bus/Bahn zahlen kann. Der Wöchentliche Umfang soll mit 10 Std./Woche ausreichend abgedeckt sein. Herr Busch schreibt nun einen schriftlichen Antrag an den Kreis Pinneberg, Herr Jende soll seine Zukunftsplanung als Anhang an den Antrag mitschicken.
Meine Helfer Herr Jende steht dem Konzept von Herrn Busch ein wenig kritisch gegenüber. Er sagt: Die Hilfe wäre auf freiwillige Helfer quasi aus der Nachbarschaft aufgebaut und beschränkt sich bis auf die Plfege auch weitgehend darauf, beruht also auf der Hilfsbereitschaft und dem Angagement der Nachbarn. Nun liegt es aber in der Natur der Sache das es nicht eindeutig klar ist, wer wann zur Verfügung steht und welche Unterstüzung im welchem Umfang leisten kann. Klare absprachen müssten getroffen werden. Termine müssten immer wieder neu ausgehandelt werden. Die Hilfe für den Betroffenen müsste aber Regelmäßig und vor allem Zuverlässig erfolgen. Immer dann wenn diese Nötig ist (spontan etwas anfällt) und nach fester Absprache in regelmäßigen Abständen (z. B. Einkäufe). So wie es sich Herr Busch vorstellt ist aber keine wirkliche kontinuität zu gewährleisten. Da zu erwaten ist das die Leute nicht permanent und regelmäig zur Verfügung stehen. Er bemängelt weiter das zu diesen Konditionen keine Fachkräfte wie es seiner Meinung nach Sinnvoll wäre beschäftigt werden können. Um z. B. bei auftretenen Spastiken oder regelmäßiger Inkontinezversorgung adequat handeln zu können. Bei diesem Kostenrahmen ist konkret nur eine laienhafte und wahrscheinlich oberflächliche Versorgung möglich, man gerät "auf eine Billig-Schiene".
Es ist nicht nur der Wunsch von mir sondern von vielen Betroffenen das die Hilfe und Assistenz von Fachkräften geleistet werden auf die, was für uns Betroffenen enorm wichtig ist, wir uns verlassen können und denen wir vertrauen. Weil sie Fachkräfte sind wissen sie worauf es ankommt und können schnell die geeignete Hilfe geben.
In meinen nächsten Beitrag berichte ich über das große Gesamtplanungstreffen mit dem Kreis Pinneberg, der AOK (Pflegekasse), dem DRK-Wohnheim und CareNetz-Service.
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In diesem Beitrag möchte ich meinen Betreuer Herrn Jende zu Wort kommen lassen. Er berichtet über das erste Planungstreffen.
Hallo mein Name ist Andreas Jende, ich bin der Persönliche Assistent bzw. Betreuer von Herrn Gavanski. Ich bedanke mich dafür in diesem Blog kurz etwas zu meinen Planungstreffe schreiben zu dürfen.
Herr Gavanski kam im Juni 2007 auf mich zu und bat mich um Unterstützung. Er möchte das Persönliche Budget beantragen und in eine eigene Wohnung ziehen. Nun braucht er Unterstützung um dieses Ziel realisieren zu können. Für mich als Pädagoge erscheint es zunächst Sinnvoll noch weitere Personen, die als Unterstützer ebenfalls in Frage kommen, einzuladen und sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen um das Vorhaben genau zu bereden. Als allererstes sollte herausgefunden werden was Herr Gavanski an seiner Wohnsituation nun genau veränder will. Also wie er sich seine neue Wohnsituation genau vorstellt. Was dafür und was dagegen spricht ist abzuwegen. Als nächsten Schritt muß geklärt werden welche Möglichkeiten uns einfallen wie dieses Ziel erreicht werden kann. Dann sollte ein Plan aufgestellt werden - Wer Was mit Wem - erledigt um das Ziel Schritt für Schritt zu erreichen. Als weiteren Punkt möchte ich zudem noch klären ob es noch weiter Dinge gibt die Herr Gavanski ändern möchte wie z. B. einen anderen Arbeitsplatz oder zusätzliche Begleitung z. B. bei Freizeitaktivitäten.
Ich gestallte das Planungstreffen auf der Grundlage der Persönlichen Zukunftsplanung nach Stefan Dose. Das Besondere hierbei ist das die Wünsche des Klienten im Mittelpunkt stehen und er gewissermaßen aus seiner Sicht heraus seine Wünsch und Zukunftsvorstellungen darlegt. Im herkömlichen Sinne würden die Damen und Herren Pädagogen die Entscheidung treffen was eben gut für den Klienten wäre und was nicht. Ich Arbeite mich anhand von Fragen an den Themen die mir der Klient vorgibt ab und erreichte so ein in sich stimmiges Gesamtkonzept welches den Planungsvorgang an sich wieder gibt als auch die einzelnen Themen bearbeitet.
Hier nun die Fragen: Was sind meine Stärken und Fähigkeiten? Was sind meine Ziele in den Bereichen, Wohnen, Freizeit und/oder Arbeit? Was sind meine Träume? Welche Dinge habe ich bezogen auf meine Ziele bereits ausprobiert? Welche Vorerfahrungen liegen vor? Was funktioniert für mich? Was funktioniert nicht? Welche Dinge möchte ich gerne mal ausprobieren, mal lernen? Welche Möglichkeiten fallen uns ein (je nach Thema z. B. mögliche Jobs, Wohnmöglichkeiten, Freizeitaktivitäten)? Ressourcen: Wo kann man sich hinwenden? Wer kann helfen? Wen kennen wir? Welche Mittel stehen zur Verfügung? Aktionsplan: Was sind die nächsten Schritte? Wer macht was mit wem bis wann?
Dann bleibt natürlich zu klären welche Personen sich bereit erklären Herrn Gavanski konkret zu Helfen und dann den "Unterstützungskreis" bilden. Außerdem haben wir den "Freundeskreis" aufgestellt in den Personen vorkommen mit den Herr Gavanski befreundet ist und eventuell ein wenig mithelfen. Soviel zum Inhalt meines Planungstreffens.
Nun zu den Ergebnissen (kurzform): Herr Gavanski möchte in einer eigenen Wohnung leben. Er benötigt seinen intellektuellen Fähigkeiten entsprechende Freizeitaktivitäten. Er möchte eine berufliche Tätigkeit im kaufmännischen Bereich aufnehmen. Und möchte gerne alleine mit einem Freund (zur Unterstützung) nach Kroatien reisen um nach langer Trennung seine Familie wieder zu sehen.
Diese Möglichkeiten fielen uns damals ein: eine Apartmentwohnung im neuen DRK-Seniorenzentrum und einen Außenarbeitsplatz bei der Frima "Nordwork" wo Herr Gavanski den Internetverkauf von Produkten überwachen würde. Letztendlich haben sich neue und bessere Möglichkeiten aufgetan, aber dazu mehr in späteren Beiträgen.
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Alles begann im Jahre 2007. Mein Chef Herr Schmidt hat mitbekommen das ich schon seit einiger Zeit den Wunsch hege aus dem Wohnheim in Kaltenkirchen weg zu ziehen. Er hat mich eines Tages in der WfbM auf das Thema angesprochen. Und mich gefragt was ich denn von dem sog. Persönlichen Budget halten würde. Es wäre eine gute Möglichkeit eine 1:1 Betreuung zu bekommen. Denn meinen Chef ist aufgefallen das ich an Ausflügen, Fortbildungen und Veranstalltungen welche die WfbM anbietet oft nicht teilnehmen kann, da für mich keine adequate Betreuung zur Verfügung steht. Natürlich hatte ich bislang noch nichts von dem Persönlichen Budget gehört und war umsomehr gespannt worum es sich dabei genau handelt und was das mir bringen könnte. Herr Schmidt hat Kontakt zu der Firma "CareNetz-Service" hergestellt und so wurden Herr Busch und Frau Klein in die WfbM eingeladen um mich über das Persönliche Budget ausführlich zu informieren.
Im Juli 2007 war es dann soweit. Herr Busch und Frau Klein (Referentin für Pflegewissenschaften) haben mich in der WfbM besucht und mich ausführlich zu dem Thema das "Persönliche Budget" und das "Arbeitgebermodell". Informiert. Mit mir wurde u. a. besprochen wie ich das Geld einsetzen kann und wie ich das Personal einsetzen würde. Mir wurde zum Schluß noch einen Fragebogen mitgegeben.
Die Chefin der Wohnstätte hat den Fragebogen mit mir zusammen ausgefüllt und dann später eingeschickt. Sie hatte mir den Vorschlag gemacht das Budget im Wohnhein einzuseten. Dann könnte ich einen Mitarbeiter der Wohnstätte beschäftigen. Im Gespräch hat sie mich auerdem auf ihren Mitarbeiter Herrn Jende hingewiesen. Er könne mir bei der Umsetzung meines Vorhabens helfen. Ich habe mich also an Herrn Jende gewendet und ihn einfach mal gefragt. Er zeigte sich sehr aufgeschlossen und hatte schnell interesse bekundet. Er sagte das es ersteinmal wichtig wäre ein Vorplanungstreffen zu machen wo wir uns mit allen noch in Frage kommenden Helfern und Unterstützern zusammen setzen und alles Besprechen. Herr Jende hat die Organisation dieses Treffens übernommen. Zu dieser Zeit hatte ich einen 1 Euro-Jobber als Helfer an meiner Seite. Ich habe Ihn ebenfalls zu diesen Treffen eingeladen.
Ich habe mich nocheinmal in der WfbM mit Herrn Busch von der Firma CareNetz-Service getroffen und ihn den Vorschlag meiner Wohnheim-Leiterin erzählt. Zu meiner Verwunderung hat er den Vorschlag energisch kritisiert. Er sagte das es besser wäre wenn ich in eine eigene Wohnung ziehen würde. Weil ich ansonsten im Wohnheim Probleme hätte mit der praktischen Umsetzung meiner persänlichen Assistenz/Betreuung. Mein persönlicher Betreuer könnte dort nicht so frei Handeln wie es im eigenen Wohnraum möglich wäre. Auch würde der Betreuer eventuell Eifersucht und Mißgunst bei seinen Kollegen ernten. Und das ich das Wohnheim nicht so frei verlassen könnte wie ich das möchte. Schließlich müsste ich mich an die Hausordnung und Zeiten des Wohnheimes halten. Ein Umzug in eine eigene Wohnung würde noch eine ganze Reihe anderer Vorteile bringen. Dieser Vorschlag hat mich schließlich begeistert. Eine eigene Wohnung das ist es! Im Wohnheim fühlte ich mich schon lange sehr unwohl. Ich habe dort kaum Betreuung und bin mehr oder weniger auf mich gestellt. An Freizeitangeboten kann ich kaum Sinnvoll teilnehmen, entweder weil wir nicht genug Betreuer haben oder weil das Angebot sich vornähmlich an Geistig Behinderte richtet. Außerdem haben mich die starren Strukturen und die ewige Bevormundung genervt. Als geistig Fitter Mensch wurde ich nie richtig wahr und ernst genommen. Der Gedanke nun die Chance zu erhalten auf eigenen Beinen zu stehen und selbst die Verantwortung für mich und mein Leben zu übernehmen ist ganau das was ich mir wünsche. Das ist zwar in meiner Situation eine enorme Herausforderung, man denke alleine nur an meine Körperbehinderung und die damit verbundene Pflege und spezielle Versorgung mit Hilfsmitteln. Aber der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Und so bin ich gespannt gewesen welche Ideen und neue Wege das Gespräch mit Herrn Jende und meinen Helfer bringen würde. Aber dazu mehr in meinen nächsten Beitrag.
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